Dass die aufgrund des Becherwurfs abgebrochene Partie gegen Borussia Mönchengladbach gegen den VfL Bochum gewertet werden könnte - damit hatten die Verantwortlichen bereits gerechnet. Umso überraschender kommt die Nachricht, dass der Bundesligist nun ein Wiederholungsspiel erwirken möchte.
Bisher hat der VfL vorbildlich auf den Eklat reagiert, die Tat sofort geschlossen verurteilt, die Polizei bei den Ermittlungen unterstützt, sogar ein Alkoholverbot auf den Rängen erwägt. Der VfL hat Haltung bewiesen und versucht, die Rufschädigung so gering wie möglich zu halten.
Doch nun die Forderung nach der Wiederholung von Klub-Anwalt Horst Kletke gegenüber "Bild". Einen Gefallen haben sich die Bochumer damit sicher nicht getan, sofern die Aussagen des Juristen mit dem Verein abgestimmt waren.
Klar: Viele Vereine würden wohl genauso handeln. Die Argumentation des VfL ist legitim und rechtlich nachvollziehbar. Der Verein kann nichts für die dumme Tat des Zuschauers, hat das Becherwurf-Problem auch nicht exklusiv, wie allein der vergangene Spieltag mit Vorfällen auf Schalke, in Bremen oder Nürnberg zeigte.
Zudem geht es um Punkte. Um äußerst wichtige Punkte. Nach vielen Jahren ist der VfL endlich wieder da, wo er nach eigenem Verständnis hingehört: in der Bundesliga. Nur noch ein paar Zähler fehlen den Bochumern, um die bisher starke Saison mit dem Klassenerhalt zu veredeln. Da ist es irgendwo verständlich, dass der Verein nach jedem Strohhalm greift.
Doch wenn man ehrlich ist: Das Spiel gegen Gladbach war schon vor dem Becherwurf beinahe entschieden. Dass der VfL den 0:2-Rückstand so kurz vor Schluss noch aufgeholt hätte, dafür gab es, bei aller Magie, die das Ruhrstadion versprühen kann, wenige Anzeichen. Jetzt in einem Rematch wieder alles auf null zu setzen - das wäre auch den Gladbachern gegenüber unfair.
Es mag sein, dass die Bochumer Forderung nach Wiederholung taktische Hintergründe hat - etwa, um das Strafmaß zu mindern. Doch die Wirkung, die davon ausgeht, ist keine gute. Sollte der VfL die Wiederholung unrealistischerweise durchbekommen, was wäre das für ein Zeichen an alle Schiedsrichter? Und vor allem an die Fans: Reicht ein Becherwurf, um die eigene Mannschaft in Rückstand vor einer Pleite zu bewahren?
Turbulente Tage liegen hinter dem VfL, die öffentlich entbrannte Debatte kratzt an dem eigentlich so sympathischen Image des Revierklubs. Und jetzt sind es die Bochumer selbst, die das Thema weiter befeuern. Das bringt Unruhe, die niemand im Verein braucht. Vor allem, wenn es darum geht, im Saisonendspurt alle Kräfte dem großen Ziel Klassenerhalt zu widmen.
Der VfL wäre gut beraten gewesen, die Sache abzuhaken, alle Konsequenzen ungeachtet der Schuld- und Rechtslage hinzunehmen und wieder mit Leistung auf dem Platz für Aufmerksamkeit zu sorgen.